Offen kompostieren ist retro
von Redaktion | September 2019 | Ressourcen
Organische Reststoffe fallen so ziemlich überall an – als Biomüll im Haushalt oder bei der Gartenpflege, aber auch im größeren Maßstab: in der Landschaftspflege, in der Landwirtschaft, in Gastronomie und Lebensmittelindustrie. Allein von den österreichischen Haushalten wurden im Jahr 2017 gut 1 Mio. Tonnen organische Abfälle getrennt gesammelt. Zusätzlich wurden im selben Jahr bundesweit schätzungsweise 1,5 Mio. Tonnen biogene Materialien über die Einzel- und Gemeinschaftskompostierung verwertet.* Hinzu kommen rund 2,6 Mio. Tonnen organische Reststoffe aus landwirtschaftlicher Tierhaltung. Reststoffe aus Handel und Industrie noch nicht einmal mitgezählt. Wir sprechen also von großen Mengen an organischen Reststoffen, die einer sinnvollen und nachhaltigen Verwertungsstrategie bedürfen. Und in Zeiten des Klimawandels sollte dies eine möglichst klimaneutrale Strategie sein.
Im Vergleich der gängigen Verwertungsmethoden schneiden die herkömmlichen Verfahren allerdings denkbar schlecht ab. Sowohl bei der offenen Kompostierung, als auch bei der Verbrennung werden große Mengen an klimaschädlichem CO2 freigesetzt. Dabei sind beide Prozesse im Prinzip ähnlich, auch die Kompostierung ist letztlich eine Oxidation, eine biochemische Verbrennung, nur dass sie eben langsamer abläuft. Das Ergebnis ist dasselbe: Das organische Material wird – stark vereinfacht – unter Zufuhr von Sauerstoff umgewandelt und gibt klimaschädliches Kohlendioxid ab. Zwar kann man mit einer offenen Kompostierung wertvollen Humusdünger erzeugen, der für den Aufbau des Bodens und als Wirtschaftsdünger einsetzbar ist – die großen Mengen an Klimagasen, die entweichen, machen diese Standard-Methode aber bereits retro.
Das Endprodukt der Trockenfermentation ist ein Rohkompost, der leicht zu Humusdünger weiterverarbeitet werden kann und dem Aufbau des Bodens dient. Ein Aspekt, der ebenso eine wichtige Notwendigkeit hat: Denn heute wissen wir, dass humusreiche Böden weitaus besser mit dem Klimawandel zurechtkommen, da sie Wasser leichter speichern und zusätzlich Kohlenstoff binden. Kreislaufwirtschaft ist also angesagt.
Ein weiterer Vorzug derVergärung in geschlossenen Systemen ist die deutlich geringe Geruchsemission, was vor allem bei siedlungsnahen Anlagen eine Rolle spielt.
Angesichts der Vergleichswerte kann man sagen, dass die offene Kompostierung von organischen Reststoffen nicht mehr zeitgemäß ist und es klimafreundlichere Alternativen gibt.Die hier vorgestellteTrockenfermentation ist dabei keinesfalls Zukunftsmusik, sondern bereits erprobt und technisch realisiert. Modulare und für verschiedene Anforderungen skalierbare Fermenteranlagen sind am Markt erhältlich und auch im großen Maßstab macht die innovative Technik bereits Schule: In Wiener Neustadt wird derzeit z.B. auf dem Areal der bestehenden Abfallbehandlungsanlage eine Trockenfermenteranlage für den kommunalen Biomüll errichtet. Sie wird nicht nur klimaneutral Strom und Wärme gewinnen, sondern dem Planeten auch jährlich bis zu 7.500 Tonnen CO2 ersparen. So könnte die Zukunft der Energie- und Abfallwirtschaft aussehen.
*DIE BESTANDSAUFNAHME DER ABFALLWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH, STATUSBERICHT, Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, 2019
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